Das Vokalensemble Luzern liess Glanzlichter aus dem umfangreichen Repertoire der letzten 35 Jahre erklingen. Der krönende Abschluss wurde gar zur Visitenkarte für das eigene Können.
Nicht selten entsteht aus einem kleinen zerbrechlichen Pflänzchen nach einigen Dekaden ein kräftiger Baum. So hat sich auch das Vokalensemble Luzern – nach 35 Jahren und über 170 Konzerten – zu einem international anerkannten Chor entwickelt, dessen Gros sich aus ambitionierten und geschulten Laien zusammensetzt. Davon zeugen diverse Preise und Rundfunkaufnahmen im In- und Ausland.
Die treibende Kraft hinter diesem musikalischen Lebenswerk ist Gründer und Leiter Hansjakob Egli. Angefangen hatte alles mit 18 singbegeisterten Studenten. «Irgendwann war das Ensemble so gross und bekannt, sodass wir den Namen nicht mehr ändern konnten», meint Egli sichtlich stolz.
Zu Recht, wie sich am vergangenen Freitag im gut besuchten KKL Luzern zeigte. Zum Jubiläum war das Programm mit Glanzlichtern der Musikgeschichte zusammengestellt, und das Vokalensemble vermochte diese gebührend zum Strahlen zu bringen. Unterstützt wurden sie von historischen Instrumenten des Barockorchesters Capriccio und renommierten Vokal- und Instrumentalsolisten.
Sorgfältig herausgearbeitete Dynamik des Chores
Zum fulminanten Auftakt erklang das älteste überlieferte Werk des damals 21-jährigen Georg Friedrich Händel: «Dixit Dominus» für Soli, Chor und Orchester. Von Anfang an auffällig war die sorgfältig herausgearbeitete Dynamik des Chores. In der Alt-Arie «Virgam virtutis» zeigte Barbara Erni auch in schwangerem Zustand mit ihrem vollen warmen Timbre fast lückenlos geführte Koloraturen. Sopranistin Ulrike Hofbauer schloss mit der Leichtigkeit ihrer Höhe an mit der Arie «Tecum principium».
Im anschliessenden Chorteil «Iuravit Dominus» überzeugten die Vokalisten dank ihrer Grösse und füllten den Raum mit Wohlklang. In «Tu es sacerdos» zeigte sich, wie wichtig es ist, als Sänger nach vorne zu singen. So geriet das Metrum etwas aus der Kontrolle, und der Chorklang blieb wie im Nebel hängen. Da erwiesen sich die Colla-parte-Stellen in «Dominus a dextris tuis» als hilfreich, um auch entfernte Zuhörer zu entzücken. Im Duett «De torrente» überzeugten die beiden Chorsoprane, Patricia Flury und Dorothea Frisch, eindrücklich, welch hohes Niveau im Vokalensemble gepflegt wird.
Vor und nach der Pause erklang je ein Glanzlicht von Wolfgang Amadeus Mozart. Für die Sinfonia Concertante gesellten sich die beiden Meistergeiger Chouchane Siranossian und Sergey Malov, welcher den Bratschenpart übernahm. Witzig dialogisch kokettierten die Solistin und der Solist abwechslungsweise mit dem Orchester. Neben den Soli waren die beiden Hornisten ebenfalls ein wahrer Ohrenschmaus.
Den zweiten Teil eröffnete das «Regina Coeli». Hier konnte Ulrike Hofbauer diverse Facetten ihres leichten Soprans zeigen und begeisterte das Publikum mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Solokadenz am Schluss des «Ora pro nobis», welches der Chor mit schwungvollem Alleluja beantwortete.
Herausragend auch die Soli
Den krönenden Abschluss gestaltete das Vokalensemble Luzern mit Bachs Magnificat. Alle Chorstellen waren überzeugend frisch und sauber intoniert, was für ein Laien-Ensemble nicht selbstverständlich ist und als akustische Visitenkarte gelten darf. Herausragend waren auch die Soli. So erquickte Peter Brechbühler in der Bass-Arie «Quia fecit» mit seiner warmen Bassbariton-Stimme. In «Deposuit potente» liess der Tenor Nino Aurelio Gmünder die Reichen spürbar vom Stuhl fallen, um im selben Atemzug die Niedrigen zu erhöhen. Einem Solitär gleich erklang Barbara Ernis Arie «Esurientes».
Grosses Lob verdienen auch die Chorsolistinnen im Terzett «Suscepit», welches um die mit ergreifender Tiefe ausgestattete Johanna Bisegger ergänzt wurde. Mit dem finalen Gloria entlockten die Musizierenden dem Publikum verdientermassen einen langen, begeisterten Applaus.
Roger Daniel Tanner, Luzerner Zeitung