Die Musik verklingt in einem schwebenden Akkord, besinnlich und versöhnlich, von ewiger Ruhe singt der Chor. Nicht der Schrecken des Todes steht am Schluss im Vordergrund, sondern die Verheissung des ewigen Lebens im himmlischen Paradies. Mit der Requiem-Vertonung schuf der französische Komponist Maurice Duruflé 1947 ein Werk, das sich wegen seiner Tonsprache zwischen Gregorianik, Impressionismus und Moderne noch heute einer grossen Resonanz erfreut. Es stand im Zentrum des Programms des Vokalensembles Luzern an Allerheiligen im KKL-Konzertsaal.
Schöne Chorwirkung
Der Chor griff dafür auf die Fassung nur mit Orgelbegleitung zurück, was doppelt Sinn machte: Einerseits bewirkte sie, im Konzert vorzüglich gespielt vom jungen Sebastian Küchler-Blessing, eine zusätzliche, bisweilen sehr eigenwillige Klangwirkung (Duruflé war von Haus aus Organist). Andererseits wussten sich die Choristen über der feinen Instrumentierung stimmlich schön zu entfalten.
Denn die Stärke des bald 30 Jahre bestehenden Vokalensembles Luzern und seines Leiters Hansjakob Egli liegt zweifellos mehr in der Nähe zum unbegleiteten Gesang. Hier entwickelt der 40-köpfige Chor eine bemerkenswerte Eigendynamik, ist flexibel in den einzelnen Stimmen, homogen und intonationssicher im Gesamten.
Das bekräftigte der Auftritt am Dienstag mit Duruflés Requiem: Glockenklar etwa waren die wirklich hervorragenden Frauenstimmen im Hosianna-Ruf, von der nötigen Präzision und Dringlichkeit das «Kyrie eleison» des ganzen Chores. Dazu reihten sich die beiden Solisten, eindringlich und kraftvoll der Bassist Patrick Oetterli in seinem Rezitativ, innig bittend die Altistin Barbara Magdalena Erni im Messesatz «Pie Jesu».
Kontrastreich und lebendig
Die Qualitäten des Ensembles zeigten sich auch in einer Auswahl von kürzeren Chorstücken im ersten Konzerteil: Duruflés Motette «Ubi caritas», ein späteres A-cappella-Werk, nahm eingangs klanglich Bezug auf das Requiem. In Lajos Bárdos’ «Libera me» wiederum forderte Dirigent Egli viel sängerische Lebendigkeit und dynamische Schattierung. Einzig Mendelssohns berühmte Hymne «Hör mein Bitten» gelang nicht wunschgemäss, da stellenweise unsauber im Zusammenhalt und in der Balance. Das lag wohl nicht zuletzt an der räumlichen Distanz von der Solistin auf dem Orgelbalkon (mit hellem Glanz die Sopranistin Patricia Gabriela Flury) zum Chor auf der Bühne.
David Koch, Neue Luzerner Zeitung