Wie man altbekannten Weihnachtsmelodien neues Leben einhaucht: Das Vokalensemble Luzern weiss es.
Jetzt werden sie wieder landauf, landab gesungen, die Lieder und Melodien, die das Fest der Christenheit feiern. Wie bringt man Abwechslung in die doch oft gleichgeschaltete Programmfolge? Einmal, indem man originelle Bestzungen wählt. Das tat das Adventskonzert des Vokalensembles Luzern, das unter der Leitung von Hansjakob Egli einmal mehr durch Klangschönheit und harmonisch abgerundete Register bestach, indem es als Begleitorchester die Swiss Brass Consort wählte. Die zehn Bläser plus Schlagzeug glänzten neben ihrer Begleitfunktion auch mit eigenständigen Vorträgen, sei es solistisch oder im Ensemble. Und zu den beiden Ensembles traten zwei Solisten, die Sopranistin Madelaine Wibom und die Harfenistin Johanna Baer. Aber vom üblichen Schema rückte der Abend vor allem dadurch ab, dass der Moderator Kilian Rosenberg in die musikalischen Vorträge das auf das Weihnachtsthema Bezug nehmende Märchen "Der Tannenbaum" von Hans Christian Andersen einbettete, der dieses Jahr seinen 200. Geburtstag hätte feiern können.
Geniesse den Augenblick
Die Moral von der Geschichte des dänischen Dichters lautet: Freue dich über die Gegenwart, geniesse den Augenblick und hänge nicht Träumen nach, die sich später als Albträume entpuppen. Denn was bleibt dem armen Tannenbaum, der sich nach fernen Ländern und Meeren sehnt und seinen trügerischen Höhepunkt als reich geschmückter Weihnachtsbaum erlebt, am Ende? Er geht den Weg alles Irdischen, wird zersägt, zu einem Bündel geschnürt und verbrannt.
Natürlich fehlten auch in diesem Konzert nicht die altbekannten Weihnachtslieder wie "0 du Fröhliche" (bei dem die Zuhörer im restlos ausverkauftem KKL-Konzertsaal mitsingen durften) und "Stille Nacht, heilige Nacht", aber sie wurden ergänzt durch Abstecher ins barocke Opern- und Oratoriumfach und zu Weihnachtsliedern aus dem amerikanischen und angelsächsischen Bereich. Dabei bewies vor allem die im Opernensemble des Luzerner Theaters tätige Sopranistin Madelaine Wibom ihre Vielseitigkeit. Selbst ein so abgegriffenes und leicht süsslich wirkendes Stück wie Bachs "Ave Maria" in der Bearbeitung Gounods erhielt, begleitet von der Harfe, durch den vornehm zurückhaltenden Vortrag und das silbrige Timbre der Sängerin neues Leben eingehaucht.
Fritz Schaub, Neue Luzerner Zeitung